Die Gerontopsychiatrie ist ein Zweig des Fachbereichs Psychiatrie. Er konzentriert sich auf die Vorbeugung, Erkennung und Behandlung psychischer Störungen im hohen Lebensalter. Die Gerontopsychiatrie kann als ein Teilbereich der Geriatrie oder weitergehend der Gerontologie verstanden werden.
Meist wird die Gerontopsychiatrie als stationäre Pflege in einer Senioreneinrichtung angeboten. Gerontopsychiatrische Einrichtungen wie Tageskliniken nehmen alte Menschen mit psychischen Erkrankungen ambulant oder (teil-)stationär auf. An großen psychiatrischen Einrichtungen gibt es in der Regel ebenfalls spezielle Abteilungen für Gerontopsychiatrie.
Mehr als 30 Prozent der über 65-Jährigen sind an einer behandlungsbedürftigen seelischen Störung erkrankt. Zudem besteht oft eine enge Wechselwirkung mit körperlichen Erkrankungen. Diese können auch die Ursache psychischer Störungen sein oder diese verstärken. Andererseits sind psychische Störungen oft der Grund für die Entstehung oder Verschlimmerung körperlicher Krankheiten. Soziale Isolierung, Vereinsamung und Immobilität wirken zusätzlich belastend auf das Krankheitsgeschehen.
Durch die demografische Entwicklung erhält dieses Fachgebiet eine zunehmende Bedeutung, da psychische Erkrankungen im Alter auch volkswirtschaftlich stärker berücksichtigt werden müssen.
Zu den häufigsten Krankheitsbildern der Gerontopsychiatrie zählen Demenzerkrankungen, Depressionen sowie Ängste und Suchterkrankungen. Senioren sind mit fortschreitendem Alter für eine zunehmende Anzahl von Erkrankungen anfällig. Meist sind es Nervenerkrankungen, die im höheren Alter zu psychischen Veränderungen, wie etwa bei der Demenz, führen und die in der Gerontopsychiatrie behandelt werden. Wesentlich intensiver als bei jüngeren Patienten müssen bei Senioren mit einer psychischen Erkrankung sowohl die physische Konstitution als auch die körperlichen Begleiterkrankungen beobachtet werden und in die Diagnose sowie die Behandlung mit einfließen.
Das Ziel der gerontopsychiatrischen Behandlung ist, die körperlich-geistigen Fähigkeiten der Patienten weitgehend zu erhalten und, wenn möglich, zu verbessern sowie ihre Alltagskompetenz zu fördern. Dafür werden zunächst bei der Anamnese und Diagnostik psychische, physische, soziale und biografische Gegebenheiten untersucht und dahingehend ausgewertet, inwieweit sie ursächlich für den Verlauf der jeweiligen Krankheitssymptome von Demenz, Sucht oder Depression verantwortlich sein können. In der Gerontopsychiatrie kommen Verfahren wie psychotherapeutische Gespräche, medikamentöse Behandlung, Ergotherapie, Musiktherapie, Physiotherapie und auch Lichttherapie zum Einsatz. Dabei wird das Patientenumfeld unmittelbar mit einbezogen und geschult, etwa durch die Beratung von Pflegediensten.
Senioren, die psychisch erkrankt sind, leiden häufig nicht nur an seelischen Beeinträchtigungen, sondern auch an körperlichen Gesundheitsstörungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Verschleißerscheinungen am Bewegungsapparat. Diese Erkrankungen können die Lebensqualität des Patienten erheblich beeinflussen. Vor allem die Selbstversorgung, die Inanspruchnahme von Hilfe und die Aufrechterhaltung von sozialen Kontakten können eingeschränkt sein. Pflegefachkräfte behandeln die Patienten daher immer ganzheitlich bio-psycho-sozial. Das Ziel ist stets die Erhaltung der geistigen und körperlichen Fähigkeiten, die Förderung sozialer Interaktion und generell die Verbesserung der Lebensqualität.
Fach- und Beratungsdienste sowie gerontopsychiatrische Institutsambulanzen bieten psychiatrische Beratungen und Behandlungen an. Diese Leistungen können auch in Form von Hausbesuchen stattfinden, wenn der Patient selbst nicht in der Lage ist, eine entsprechende Einrichtung aufzusuchen. Ist bei einem älteren Menschen der Krankheitsverlauf so weit fortgeschritten, dass er eine stationäre Behandlung benötigt, kann die Einweisung in eine gerontopsychiatrische Abteilung notwendig sein.
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