Eingewöhnung ist ein Prozess, bei dem ein Kind mit der Betreuung in der Krippe oder im Kindergarten vertraut gemacht werden soll. Das Ziel ist, dass es sich von seinen Eltern lösen kann, die Erzieherin oder den Erzieher als Bezugsperson annimmt und sich somit gerne in der Einrichtung aufhält, dort spielt, isst und Mittagsruhe macht.
Eine Eingewöhnung verläuft im Krippenalter von 0 bis 3 Jahren besonders ausführlich und intensiv. Sie folgt einem gewissen Schema, welches die Einrichtung selbst konzipiert und kann sich über mehrere Wochen erstrecken. Ein Elternteil nimmt an der Eingewöhnung teil und soll präsent sein, aber sich dennoch zurücknehmen. Das Kind darf erstmal in Ruhe alles kennenlernen und erkunden und eine Beziehung zu seiner Umgebung, den anderen Kindern und seinen künftigen Betreuern – vor allem zu der designierten Bezugserzieherin – aufbauen. Dabei hat es jederzeit die Möglichkeit, zu Mutter oder Vater zu gehen und dort ein wenig Kraft zu tanken. Die Erzieherin ergreift immer wieder die Initiative, um die Aufmerksamkeit des Kindes zu gewinnen und bleibt in dessen Blickfeld, auch wenn Mama oder Papa es wickelt oder füttert. So verknüpft es die vertrauten Aktivitäten, die es von zu Hause kennt, mit dem noch neuen Ort und der Betreuerin.
Bei der Eingewöhnung werden die ersten drei Tage meist als sehr wichtig betrachtet, sodass eine Trennung von dem Elternteil eher danach erfolgt. Dann verlässt der Vater oder die Mutter den Raum für einen kurzen Zeitraum – rund zehn Minuten – und wartet gewöhnlich im Flur. Ein kleiner Schritt mit großer Auswirkung: Geschultes pädagogisches Personal erkennt anhand der Reaktion des Kleinkindes, wie adaptierfähig es ist und kann daraus auch Indizien für die Dauer der Eingewöhnungszeit lesen. Weint das Kind, versucht die Erzieherin, es zu trösten. Viel Leidensdruck darf nun nicht aufgebaut werden, also wird das Elternteil schnell wieder hereingebeten. Reagiert das Kind aber entspannt und ohne Tränen, leitet die Fachkraft gemeinsam mit den Eltern die weiteren Schritte ein. Nun wird das Kleine jeden Tag für gewisse Zeit von Mutter oder Vater getrennt, wobei seine Aufenthaltsdauer in der Gruppe stets erhöht wird.
Diese Faktoren gehören zu einer erfolgreichen Eingewöhnung:
Zu Beginn einer Eingewöhnung ist auch die pädagogische Fachkraft zunächst ein wenig aufgeregt. Das zu betreuende Kind ist völlig unbekannt und soll in eine bestehende Gruppe integriert werden. Noch dazu muss es innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums so viel Vertrauen aufbauen, dass es die Erzieherin als Bezugsperson sieht. Die nimmt sich zwar besonders viel Zeit für das Eingewöhnungskind, darf aber die Beschäftigung mit den anderen Kindern und den Abläufen nicht völlig außer Acht lassen. Fingerspitzengefühl und die Fähigkeit zum Multitasking sind ebenso gefragt wie psychologisches Verständnis und eine gute Beobachtungsgabe. Nicht zu vergessen die Eltern, deren Rolle während der Eingewöhnung nicht unerheblich ist. Auch sie müssen während dieser Zeit eine gewisse Art von Betreuung erfahren, ist es doch für viele nicht leicht, ihr Kind anderen, noch fremden Menschen anzuvertrauen. So dient eine Eingewöhnung nicht nur den Kindern, sondern auch deren Müttern oder Vätern. Die Reaktionen beschreiben viele Pädagogen jedoch auch von Elternseite als sehr unterschiedlich: Bei manchen fließen Tränen bei den ersten Trennungen, während andere die Eingewöhnung am liebsten überspringen würden, um sich möglichst rasch wieder ihrem Berufsleben widmen zu können.
Generell weiß ein Pädagoge, der eine Eingewöhnung leitet, im Vorfeld sehr wenig über das Kind und dessen Hintergrund. Manche Erzieher empfinden das als schwierig, doch andere haben gar nicht das Verlangen nach zu viel Information. Sie wollen sich ein eigenes Bild machen und eine persönliche Ebene mit dem neuen Mitglied ihrer Gruppe entwickeln. Essentiell ist bei der Eingewöhnung die Kontinuität: Während das Kind noch genügend Zeit haben wird, die anderen Fachkräfte kennenzulernen, ist die Bezugserzieherin erstmal von zentraler Bedeutung. Die Eingewöhnung kann zwar bei einem Ausfall auch von einer Kollegin übernommen werden, aber weitere Wechsel wirken sich eher ungünstig auf die Eingewöhnung aus.
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