Musiktherapie

Fachbereich der Heilung durch Klänge 

Die Musiktherapie dient der Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung psychischer und körperlicher Gesundheit durch gezielten Einsatz von Musik. Es handelt sich um eine eigenständige Heilmethode.

Ihrem Wesen nach ist die Musiktherapie als psychotherapeutisch einzustufen, in Abgrenzung zu pharmakologischer und physikalischer Therapie. Musiktherapeutische Methoden folgen gleichberechtigt tiefenpsychologischen, verhaltenstherapeutisch-lerntheoretischen, systemischen, anthroposophischen und ganzheitlich-humanistischen Ansätzen.

Wissenswertes über die vielseitige Musiktherapie

Musik kann starke emotionale Reaktionen hervorrufen und ist in unserer Kulturgeschichte schon früh mit Heilung verbunden. In der Antike beispielsweise gingen die Menschen davon aus, dass sich Kranke in Unordnung befinden und Musik ihre geistige und seelische Harmonie wieder herstellen kann. Auch im Alten Testament gibt es bereits Hinweise auf den therapeutischen Einsatz von Musik. Während der Renaissance wurde gezielt der Zusammenhang von Musik und Affekten, insbesondere der Melancholie, untersucht.

Als eigenständiges Berufsbild entwickelte sich die Musiktherapie Mitte des 20. Jahrhunderts. Deutschlands Pioniere der Musiktherapie hörten damals gemeinsam mit ihren Patienten Musik, die sie ihnen entweder auf einem Instrument oder Tonträger vorspielten, um anschließend mit ihnen über das Gehörte und die mit der Musik verbundenen Erlebnisse, Erinnerungen oder Gefühle zu sprechen. Ausgehend davon entwickelten sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte verschiedene therapeutische Methoden und Strömungen innerhalb der Musiktherapie.

Viel zu tun für Menschen mit Ambitionen: Musiktherapie

Musik hat einen positiven und nachgewiesenen Effekt auf Körper und Geist. Harmonische Klänge wecken in uns bewusste und unbewusste, angenehme und unangenehme Erinnerungen. So wie Musik verschiedenartige emotionale Empfindungen auszulösen vermag, so reagiert auch unser Körper sehr spezifisch auf unterschiedliche Klänge und Rhythmen: Sie können die Herzfrequenz verringern, die Atmung verlangsamen und den Blutdruck senken. Richtig eingesetzt kann Musik Patienten beruhigen und entspannen. Ob im Rahmen von Einzelsitzungen oder als Gruppenarbeit: Die Musiktherapie ist vor allem immer eine kreative Heilmethode. Sie setzt schwerpunktmäßig zuerst im nonverbalen Bereich ein. Doch ausgehend von den ausgelösten Bildern, Gefühlen und Empfindungen wird anschließend das Erlebte unter Hilfestellung des Therapeuten besprochen und bearbeitet. Ihre zwei wichtigen Richtungen sind:

  • Aktive Musiktherapie: Patienten werden motiviert, die Instrumente selbst zu spielen. Hierbei steht nicht eine Fertigkeit, sondern freie Improvisation im Fokus
  • Rezeptive Musiktherapie: Die therapeutische Wirkung wird durch das Anhören von Musik erreicht

Da innerhalb der Musiktherapie nicht das gesprochene Wort im Vordergrund steht, wird sie unabhängig des Alters eingesetzt. Sie eignet sich für alle Menschen, die unter körperlichen und/oder seelisch bedingten Schwierigkeiten im Erleben und Verhalten leiden. Die heilsame Wirkung von Musik zeigt sich besonders bei:

  • Schrei-Babys
  • hyperaktiven, verhaltensauffälligen oder geistig behinderten Kindern 
  • Autismus
  • Traumata
  • Tinnitus
  • Essstörungen
  • Suchterkrankungen
  • Schizophrenie
  • Depression
  • Schlafstörungen

Bei Schlaganfallpatienten beispielsweise, die jeden Tag etwa eine Stunde ihre Lieblingsmusik hören, verbessert sich nachweislich nicht nur die Stimmung, sondern auch ihr Gedächtnis, ihre Sprachfertigkeit sowie ihre Konzentration. Darüber hinaus kann die Musiktherapie helfen, unheilbare oder schwere Krankheiten anzunehmen, mit ihren Folgen zu leben oder die Angst vor dem Tod zu verarbeiten.

Das sind die anspruchsvollen Arbeitsfelder der Musiktherapie

Der Therapieraum mit seinen Bewegungsmöglichkeiten, Instrumenten und anderen Utensilien steht im Rahmen der Musiktherapie als Aktionsfeld zur Verfügung. Im Ablauf einer Musiktherapie-Sitzung wechseln sich Phasen der Musik mit Phasen des Sprechens über das Erlebte als verbale Reflexion unter therapeutischer Begleitung ab.Bei den Instrumenten handelt es sich im Allgemeinen um solche, bei denen die Tonerzeugung keiner längeren Vorübung bedarf. Patienten können jederzeit das musikalische Geschehen beenden, sobald sie sich überfordert fühlen. An diesem Punkt beginnt in der Regel die verbale Therapie.

Vom Schrei-Baby bis zum Patienten in der Geriatrie: Musiktherapie wird in weiten Bereichen der Medizin eingesetzt. Etwa als Ergänzung zur Psychotherapie in der Psychiatrie, als entwicklungsfördernde Maßnahmen bei behinderten oder verhaltensauffälligen Kindern und Erwachsenen, in der Schmerztherapie, bei Demenz-Patienten, bei Frühgeborenen, bei Komapatienten und auch im Fachbereich der Neurologie.

Das hört sich gut an: Karriereaussichten in der Musiktherapie

Musiktherapeuten arbeiten sowohl in stationären und ambulanten Einrichtungen, als auch in freier Praxis. Klassischerweise suchen vor allem Kliniken, Gesundheitszentren, Schulen und Kindergärten nach Musiktherapeuten. Sie werden aber auch in Wellness-Zentren und für die Freizeitgestaltung eingesetzt.

Der Beruf des Musiktherapeuten ist heute ein eigenständiger Heilberuf und Musiktherapie hat sich inzwischen als gesundheitswissenschaftliches Fach an den Hochschulen etabliert. Das Studium teilt sich in Inhalte aus Medizin, Psychologie, Musikwissenschaft und Pädagogik. Um die Einsatzmöglichkeiten des Musiktherapie-Studiums zu erhöhen, umfasst die Ausbildung meist auch eine Zusatzqualifikation, die im Rahmen von Krankenkassen-Leistungen angeboten werden kann. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Autogenes Training. Diese Form der Entspannung und Konzentration lässt sich optimal mit Musik verbinden, weshalb sie das Musiktherapiestudium auch inhaltlich sinnvoll ergänzt.

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