Als Phytotherapie wird die Anwendung von Pflanzen, Pflanzenteilen oder deren Zubereitung (Extrakte) als Heilmittel bezeichnet. Die angewendeten Präparate werden als Phytotherapeutika bezeichnet. Mit ihrer Erforschung und Herstellung befasst sich die Phytopharmazie.
Grundsätzlich verfolgt die moderne Phytotherapie einen naturwissenschaftlich-medizinischen Ansatz und wird als integraler Bestandteil medizinischer Therapiekonzepte verstanden.
Die Grundlage der Phytotherapie, die Pflanzenheilkunde, gehört zu den ältesten medizinischen Therapien und ist auf allen Kontinenten und Kulturen zu finden. Es kommen grundsätzlich nur ganze Pflanzen oder Pflanzenteile (Blätter, Blüten, Samen, Rinden, Wurzeln), jedoch keine isolierten Einzelstoffe zur Anwendung. Die Phytotherapie gehört zu den volksheilkundlichen Behandlungsmaßnahmen, die sich traditionell auf überlieferte Erfahrung stützen. Die Anwendung von Heilpflanzen zur Heilung, Kräftigung und Erhaltung der Gesundheit wurde in Europas anfänglich von christlichen Mönchen gepflegt und ihre Klosteranlagen verfügten oft über gut sortierte Kräutergärten.
Die heutige Phytotherapie geht auf den Mediziner und Botaniker Rudolf Fritz Weiß zurück, der in den 1930er Jahren als Dozent für Pflanzenheilkunde an der Berliner Akademie für Ärztliche Fortbildung tätig war und die Pflanzenheilkunde auf eine wissenschaftliche Basis stellte. Sein Werk „Die Pflanzenheilkunde in der ärztlichen Praxis“ gilt als Klassiker der modernen Phytotherapie. Der Name leitet sich an den griechischen Begriff „phyton“ für Pflanze.
Heilpflanzen können antibakteriell und entzündungshemmend wirken, verschiedene Körperfunktionen unterstützen und einen Ersatz für fehlende Stoffe im Körper liefern. Die Wirkpalette der Phytotherapie ist entsprechend breit, denn schon ein deutsches Sprichwort besagt: Gegen jedes Leiden ist ein Kraut gewachsen. Häufig werden pflanzliche Heilmittel eingesetzt:
Die Phytotherapie ist nicht angebracht bei Akut- oder Notfallmedizin. Sie kann aber bei schweren Erkrankungen eine chemisch definierte medikamentöse Behandlung ergänzen.
70 000 Pflanzenarten gibt es weltweit, die für die Phytotherapie infrage kommen. Die Phytotherapie ist immer eine individuelle Therapie, die sich nach den Beschwerden des Patienten richtet. Ein Phytopharmakon besteht meist aus einem komplexen Gemisch mehrerer Pflanzeninhaltsstoffe, die in folgende Wirkstoffgruppen untergliedert werden können:
Die Heilwirkung einer Pflanze resultiert aus den additiven Effekten der Einzelkomponenten. Die therapeutische Wirkung der meisten Inhaltsstoffe ist wissenschaftlich belegt.
Um eine bestimmte Mindestqualität und Konzentration gewährleisten zu können, werden die für die Phytotherapie benötigten Heilpflanzen in speziell kontrollierter Umgebung angepflanzt. Ihre Wirkung reicht von milden Mitteln wie Kamille bis zu sehr starken von teilweise giftigen Pflanzen, die nur unter Aufsicht eines Arztes eingenommen werden dürfen.
Auch bei der Einnahme von pflanzlichen Medikamenten kann es zu Nebenwirkungen kommen. Sie können allergische oder giftige Reaktionen hervorrufen, leber- und nierenschädigende Wirkung haben, Herzkreislauf-Reaktionen auslösen und auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten erzeugen. Natürlich kann man weiterhin bei Übelkeit seinen Kamillentee zu Hause trinken, auch ohne Attest, oder sein Eukalyptusbad bei Erkältung nehmen. Aber pflanzliche Medikamente gehören in die Hände erfahrener Fach- und Führungskräfte der Gesundheits- und Sozialbranche.
Zwar gibt es keine abgeschlossene Ausbildung in der Phytotherapie, aber eine Vielzahl an Fortbildungsangeboten. Meist sind es Mediziner, die in ihrem Fachbereich diese Form der Naturheilkunde als Ergänzung zu anderen Heilmethoden anbieten möchten. Aufgrund der Vielzahl an Inhaltsstoffen ist das Wirkungsspektrum nicht immer leicht vorauszusagen, deshalb ist ärztlicher Rat in jedem Fall angebracht.
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